Aufmerksamkeitstypen in Balance.
Eines Tages erspähte ein Wanderer eine Eule, die ruhig und gelassen auf einem dicken Ast in einer alten, knorrigen Eiche hockte. Der Wanderer wusste, dass Eulen sehr weise und kluge Tiere sind. Darum beschloss er, der Eule eine Frage zu stellen: „Kannst Du mir alle Weisheiten der Welt in einem Satz zusammenfassen?“. Diese gewaltige Frage beantwortete die Eule mit nur einem einzigen Wort:“Aufmerksamkeit!“. Das erschien dem Wanderer zu wenig und er bat die Eule, ihm das genauer zu erläutern. Die Eule sagte: “Aufmerksamkeit! Aufmerksamkeit! Aufmerksamkeit! Aufmerksamkeit!“. Und steckte ihren Kopf zurück in ihr Gefieder.
Nach der „The Open – Focus Brain“-Theorie von Les Fehmi gibt mehr als einen Zustand der Aufmerksamkeit. Er beschreibt vier Aufmerksamkeitstypen, die sich im Fokus, den aktivierten Hirnarealen, den unterschiedlichen Hirnwellenmustern und dem Energieverbrauch des Gehirns unterscheiden. Der spannendste Zustand ist der, bei dem weite Teile des Gehirns synchrone Alpha-Wellen produzieren. Je schneller und je einfacher unser Gehirn diesen Zustand der kohärenten Alpha-Wellen erzeugt und diesen Zustand auch wieder verlassen kann, um so effektiver bewältigt das Gehirn seine Aufgaben. Im Laufe des Tages bewegen wir uns immer wieder in diesen Zustand hinein und aus diesem heraus. Les Fehmi fand heraus, wie man ganz bewusst diesen entspannten und hellwachen Zustand des „The Open – Focus Brain“ erzeugen und für sich nutzen kann.
Die vier Aufmerksamkeitstypen nach Les Fehmi.
Der eng zielgerichtete Fokus (narrow objective)
In diesen Aufmerksamkeitstyp sind wir ganz auf eine Sache konzentriert. Wir und das, was uns beschäftigt, sind getrennte Dinge. In diesem Zustand befinden wir uns normalerweise, wenn wir lernen oder Büroarbeit machen. Oder wenn wir Entscheidungen treffen, diskutieren, denken und wenn wir uns im Flucht- oder Kampfmodus befinden. Im Gehirn sind wenige Bereiche aktiv und unsere Gehirnwellen sind nicht synchron. Das kann Angst und Stress erzeugen. Wir verbrauchen dabei viel Energie und ermüden schnell.
Der eng eingetauchte Fokus (narrow immerse)
In diesem Zustand sind wir, sobald wir in ein spannendes Buch eintauchen und alles um uns herum vergessen. Im Kino oder beim Fußballspiel fiebern wir mit unseren Helden. Ebenso, wenn wir in unser Hobby vertieft sind oder mit guten Freunden Zeit verbringen. Wir fühlen uns so gut, dass uns dieser Zustand einiges Wert ist. Wir fühlen uns mit dem Gegenstand unserer Aufmerksamkeit verbunden. Dieser Aufmerksamkeitszustand ist Ablenkung und ein Gegenpol zu unserem Alltag. In unserem Gehirn finden wir dabei synchrone Alpha-Wellen auf einige wenige Bereiche beschränkt.
Der diffuse zielgerichtete Fokus (diffuse objective)
Stellen Sie sich ein großes Einkaufszentrum vor. Sie stehen auf einer Treppe und nehmen all die visuellen Eindrücke, Gerüche und Geräusche gleichzeitig wahr: Kaffeeduft, ein auffälliges Parfüm, Kinderlachen und Hundegebell, bunte Reklame und Personen. Während Sie so da stehen und einfach nur wahrnehmen, wird es in ihrem Kopf still. Ihr innerer Dialog stoppt. In diesem Zustand sind viele Gehrinareale aktiviert. Die Gehirnwellen sind nicht synchron. Wir verbrauchen viel Energie.
Der diffuse eingetauchte Fokus (diffuse immerse)
Zu diesem Zustand passt als Bild am ehesten ein meditierender Mensch. Dieser Aufmerksamkeitszustand ist charakterisiert durch eine tiefe Entspannung und durch kohärente Alpha-Wellen. Wir sind eingetaucht in Zeit und Raum und losgelöst von allem Dinglichen. Es ist ein Zustand, in dem verborgene Gefühle auftauchen können oder wir unsere unbewussten Verspannungen wieder spüren. Verweilen wir in diesem Zustand eine Zeit lang, lösen sich diese negativen Gefühle nach und nach auf.
Hier ist eine kleine Übung, um in diesen Aufmerksamkeitszustand einzutauchen.
Setzten Sie sich aufrecht auf einen Stuhl und legen Sie Ihre Hände auf die Oberschenkel. Schließen Sie Ihre Augen. Jetzt nehmen Sie zuerst Ihre linke Hand wahr, danach die rechte Hand. Wechseln Sie einige Male von der linken zu rechten Hand und zurück. Jetzt stellen Sie sich einen Punkt zwischen Ihren beiden Händen vor. Lassen Sie diesen Punkt sich ausdehnen, bis zu Ihren beiden Händen. Nehmen Sie Ihre Hände und den Raum zwischen Ihren Händen gleichzeitig wahr.
Raum und Zeit haben keine mit unseren Sinnesorganen wahrnehmbaren Eigenschaften, deshalb lösen wir mit dieser Vorstellung unseren Geist vom Körper.
Sind die vier beschriebenen Aufmerksamkeitstypen in Balance, steht uns unser ganzes geistiges und körperliches Potential zu Verfügung.